Kostenlose Girokonten ohne Bedingungen werden seltener. Doch allzu oft kannst du dennoch eine für dich passende Lösung finden, für die du keine weiteren regelmäßigen Gebühren zahlst.
Die Luft bei kostenlosen Girokonten wird dünner. Diese Woche kündigte die DKB als letzter größerer Anbieter an, dass das Girokonto nur noch unter bestimmten Bedingungen kostenlos zu haben ist.
Wer mindestens 28 Jahre alt ist, muss einen monatlichen Geldeingang von mindestens 700 Euro nachweisen, um weiterhin ein kostenlos geführtes Girokonto dort zu erhalten. Ansonsten kostet das Konto ab Anfang kommenden Jahres 4,50 Euro monatlich. Auch für die langjährigen Bestandskunden soll die Girocard mit 99 Cent im Monat extra bepreist werden.
Was jetzt in den einschlägigen Geldanlageforen und Communitys für Erregung sorgt, war lange absehbar. Nahezu alle größeren Banken und Anbieter von Girokonten haben in den letzten zwei bis drei Jahren ihre Kontomodelle in irgendeiner Form kostenpflichtig gemacht – aber nicht für jeden.
Denn auch wenn das komplett unumstößliche und bedingungslose Girokonto, mit dem die Banken vor allem in den letzten 20 Jahren viele Neukund:innen gewonnen haben, Geschichte ist, gibt es noch einige Lösungen und Hintertürchen, mit denen du an ein grundgebührenfreies Girokonto kommst.
Tipp 1: Prüfe, welche Bedingungen du beim Geldeingang problemlos erfüllen kannst
500, 700 oder gar 1.200 Euro Gehaltseingang – das ist die gängigste Variante, mit der sich Banken davor schützen wollen, unnötig viele wenig profitable Kund:innen zu haben. Dabei geht es meist noch nicht einmal darum, wenig wohlhabende Kund:innen auszusortieren, sondern eher um das Eliminieren von Zweit- und Drittkonten, von denen die Bank letztlich nichts hat.
Doch Achtung: Nicht immer ist explizit ein Gehalts- oder Renteneingang gefragt, sondern nur ein „Geldeingang“ – und den kann man beispielsweise in Monaten, in denen man (warum auch immer) keine Einkünfte hat, auch durch eine andere Quelle leisten. Man spart somit die sonst anfallenden Gebühren, die gerade in jener Zeit ohne Einkünfte besonders schmerzlich wären.
Manche Banken akzeptieren auch einen Dauerauftrag von einem (eigenen) anderen Konto für die Erfüllung des Geldeingangs, andere wiederum nicht. Im Zweifelsfall einfach nachfragen.
Tipp 2: Auf regionale Anbieter schauen – auch wenn du dort nicht wohnst
Nicht immer kannst du ein Angebot bundesweit buchen. Gerade bei einigen Genossenschaftsbanken (meist Volks- oder Raiffeisenbanken) oder Sparkassen gibt es noch das kostenlose Konto. Prüfe, ob dieses auch von Kund:innen gebucht werden kann, die nicht im Einzugsgebiet der Bank wohnen. Denn auch wenn gerade die Sparkassen nicht im Territorium der Mitbewerber wildern, geht es auf Anfrage oftmals schon, dass man dort ein Konto eröffnen kann.
Interessant sind regionale Anbieter übrigens auch aufgrund ihres Geldautomatennetzes. Denn selbst wenn es sich um regionale Banken mit nur wenigen Filialen handelt, gehören diese meist dem Cash Pool oder der Cash Group oder dem Sparkassen-Automatennetz an.
Tipp 3: Verzichte auf die Girocard, wenn du diese nicht zwingend brauchst
Ein echter Preistreiber ist bei vielen Konten die Girocard – das, was viele Geschäfte auch heute noch EC-Karte nennen, obwohl der Euroscheck schon lange Geschichte ist. Denn diese kostet die Banken vergleichsweise viel Geld. Viele Banken sind daher in den letzten Jahren dazu übergegangen, statt dessen mit Visa oder Mastercard zusammenzuarbeiten und deren Debitkarten (also guthabengebundene Karten, die im Gegensatz zu Kreditkarten nicht überzogen werden können) auszugeben.
Während diese bei vielen kleineren deutschen Geschäften immer noch nicht angenommen werden, ist deren Akzeptanz im Ausland sogar heute schon oft höher als bei der Girocard. Und das wird sich noch verschärfen.
Denn die Girocard wird dir ab 2023 aufgrund der dann auslaufenden Maestro-Funktion gerade im Ausland nicht mehr viel nützen, sodass du mit einer Visa- oder Mastercard-Debitkarte (oder einer gesonderten Kreditkarte) dort besser bezahlen kannst oder an Bargeld kommst.
Tipp 4: Eine gute Kreditkarte gibt’s gegebenenfalls extra bei einer anderen Bank
Oftmals sind die Kreditkartenangebote der Banken nicht kostenlos oder andere Banken bieten bessere Konditionen bei den Zinsen oder den Rückzahlungsmodalitäten. Daher kann es sich lohnen, die Kreditkarte bei einer anderen Bank (oder über einen Drittanbieter wie den ADAC, eine Fluggesellschaft oder einen E-Commerce-Händler) zu haben.
Denn generell schadet es nicht, wenn du gerade im Ausland eine Karte mehr in der Tasche hast, wenn ein Geldautomat sich zickig gibt. Außerdem hast du in der Regel keine Vorteile, wenn du die Kreditkarte mit dem Girokonto im Bundle betreibst.
Tipp 5: Prüfe, welche anderen Kriterien du für Gratis-Konten erfüllen kannst
Oftmals gibt es weitere Tricks, wie man (auch ohne regelmäßiges oder gleichbleibendes Einkommen) an kostenlose Konten kommen kann. Gerade wenn du ein (beliebig kleines) Wertpapierdepot mitbringst oder dort eröffnest, ist das Girokonto bei manchen Banken kostenlos. Gerade Direktbanken mit Brokerage-Geschäft sind hier oft großzügig.
In anderen Fällen reicht aber auch ein (beliebig kleiner) regelmäßiger ETF-Sparplan, der in vielen Fällen nicht einmal Kaufkosten bei der Ausführung verursacht.
Generell solltest du dir darüber bewusst sein, dass ein grundgebührenfreies Konto sich immer über andere Wege finanzieren muss und wird. Denn zum einen ist das Gratis-Konto traditionell der Türöffner für eine Kundenbeziehung einer Bank mit dir, zum anderen verdienen Banken etwa auch bei Depots über Bestandsprovisionen der entsprechenden Posten mit. Das ist nicht verwerflich, sollte dir aber bewusst sein. Dass die Banken hier branchenweit an der Preisschraube drehen, hat auch mit den inzwischen kaum noch existenten Zinsen zu tun, die sie für dein Geld erhalten (und beim Girokonto eben meist nicht an dich weitergaben).
Tipp 6: Auf Filialberatung verzichten, wenn du diese nicht braucht
In der Vergangenheit genossen Banken, die zumindest ein paar Filialen in der Nähe hatten, mehr Vertrauen. Doch gerade die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, dass viele Banken das Filialnetz ausgedünnt haben. Im Umkehrschluss werden aber auch immer mehr Dienstleistungen digital verfügbar, etwa auch die Beratung per Videocall.
Überlege also, wie oft du in den letzten Jahren eine Filiale aufgesucht hast und was davon auch digital zu erledigen gewesen wäre. Einige Banken bieten auch eine Art No-Frills-Konto an, bei dem du ebenfalls Geld sparst, indem du für bestimmte Dienstleistungen wie papierbasierte Formularabwicklung extra bezahlen musst.
Tipp 7: Geringe Kosten sind oft besser als ein Bankenwechsel
Ansonsten gilt: Wenn ein Girokonto übers Jahr mehr als 60 Euro kostet – manche Kartenkosten fallen ja jahresbezogen an – solltest du, so die Meinung der Stiftung Warentest, Ausschau nach einer Alternative halten. Dann sollte aber die erste Überlegung sein, ob deine Bank dir auch ein günstigeres Kontomodell mit weniger Inklusivleistungen bieten kann.